Warum Gesundheitstrainings?
Die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten der HIV-Infektion haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Daraus ergeben sich veränderte Anforderungen an Menschen mit HIV: Stand vorher die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben im Vordergrund, so ist es heute die Gestaltung eines (langen) Lebens mit der HIV-Infektion.
Durch die antiretrovirale Therapie ergeben sich - mehr als in anderen Indikationsbereichen - hohe Anforderungen an die Therapietreue der Patientinnen und Patienten. Eine zu geringe Therapietreue (< 90 %) führt aufgrund der Entwicklung von Medikamentenresistenzen zu erheblichen negativen Konsequenzen für die weiteren Behandlungsmöglichkeiten.
Fragen der Zukunftsgestaltung, Lebensplanung, Verwirklichung von Lebensprojektionen aber auch der Möglichkeiten und Grenzen der Medizin, der andauernden gesellschaftlichen Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit HIV und AIDS und der (zumindest in Teilen auch dadurch beinflussten) Selbststigmatisierung machen - nach Überzeugung der Initiatoren des Konzeptes - eine umfassende Maßnahme im Sinne von ressourcen- und patientenorientierten nachhaltigen Interventionen dringend erforderlich.
Dazu kommt, das offensichtlich - aufgrund von Langzeitschäden durch die HIV-Infektion selbst und einiger Langzeitnebenwirkungen der HAART - Anpassungen des Lebensstils (Ernährung, Bewegung, Nikotin- und Alkoholeinschränkung) bedeutsamer werden, als sie in der altersvergleichbaren Allgemeinbevölkerung sind. Allerdings sind solche Veränderungen erfahrungsgemäß - wie in der Allgemeinbevölkerung auch - für den Einzelnen nur schwer umsetzbar und noch schwerer durchzuhalten.
Ähnliche Maßnahmen werden unter der Bezeichnung „Patientenschulungen“ bei verschiedenen anderen chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus oder Asthma bronchiale) seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführt.
Die Erfahrung zeigt, dass die Nachfrage nach Trainings groß ist. Da die Gesundheitstrainings für Menschen mit HIV und AIDS derzeit noch nicht von den Krankenkassen bzw. Krankenversicherern als Regelleistung anerkannt sind, muss jedes einzelne Training separat finanziert werden. Deshalb sind wir ständig auf der Suche nach Sponsoren und Unterstützern!
Die Endfassung des Konzepts Gesundheitstrainings für Menschen mit HIV und AIDS vom August 2003.